02/07/2024 0 Kommentare
Wir brauchen Freundlichkeit und Wohlwollen mehr denn je.
Wir brauchen Freundlichkeit und Wohlwollen mehr denn je.
# Wir in der Welt
Wir brauchen Freundlichkeit und Wohlwollen mehr denn je.
Als ich etwa 15 Jahre alt war - ich war zu Fuß unterwegs und etwas unter Zeitdruck - fiel mir auf einmal ein, dass ich vergessen hatte, meiner Mutter etwas Wichtiges zu sagen.
Damals lagen Handys noch in weiter Ferne, aber ich sah eine Telefonzelle und wollte meiner Mutter auf diesem Wege schnell Bescheid sagen. Ich suchte nach dem passenden Geld und musste feststellen, dass ich gar nichts dabei hatte.
Ich muss verzweifelt ausgesehen haben, denn jemand sprach mich an und schenkte mir unaufgefordert das passende Kleingeld, so dass ich telefonieren konnte. Alles war gut.
Dies liegt nun über 40 Jahre zurück und ich kann mich weder daran erinnern, worum es bei diesem Anruf ging, noch ob der Mensch, der mir das Geld schenkte, ein Mann oder eine Frau war. Aber ich erinnere mich bis heute daran, dass ein mir völlig unbekannter Mensch mir einfach so Geld für dieses Telefonat schenkte.
„Die Freundlichkeit von Fremden ist es, die die Welt am Laufen hält“ - so ungefähr lautet ein Zitat von Tennessee Williams.
In diesen Zeiten, in denen viele von uns durch den Krieg in der Ukraine, durch die Klimakrise und deren Folgen angespannt und voller Sorgen sind, brauchen wir Freundlichkeit, Wohlwollen, Güte, Mitgefühl und Nächstenliebe mehr denn je.
Wir brauchen es, dass Menschen sich freundlich zuwenden und einander wohlwollend unterstützen - und zwar nicht nur unter denen, die sich nahestehen, sondern auch unter denen, die sich zufällig begegnen. In diesen Tagen erinnern wir uns wieder an die Geschichte von St. Martin, der sich dem unbekannten frierenden Mann zuwandte und einfach handelte.
Wir erinnern uns über Jahrhunderte an seine Freundlichkeit, an seine helfende Hand, an seine Nächstenliebe, und ich erinnere mich jahrzehntelang an den Menschen, der mir aus meiner kleinen Notlage damals half. „Die Freundlichkeit von Fremden ist es, die die Welt am Laufen hält.“ Daher: Lassen Sie uns freundlich sein.
Pfarrerin Annette Stoll Ev. Seelsorgerin am Sana-Klinikum Remscheid
Der Beitrag ist in der Freitags-Reihe "Wir in dieser Welt" in der Tageszeitung rga erschienen.
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