Wir machen uns die Welt…?

Wir machen uns die Welt…?

Wir machen uns die Welt…?

# Wir in der Welt

Wir machen uns die Welt…?

Im Karneval ist vieles erlaubt, was sonst nicht geht. Da gilt die sprichwörtlich gewordene Narrenfreiheit. 

Man darf ausgelassen feiern, kann per Verkleidung in eine andere Rolle schlüpfen. Und vor allem darf man gegen den Ist-Zustand dieser Welt protestieren, darf sich lustig machen über „die da oben“, die dann in den Karnevalssitzungen und bei den Umzügen ihr Fett wegbekommen.

Es ist eine wichtige Funktion des Karnevals, den Finger in die Wunden der Gesellschaft zu legen und auf Missstände hinzuweisen. Das war schon zu alten Zeiten das Vorrecht und die Freiheit der Hofnarren: Die Wahrheit zu sagen und denen den Spiegel vorzuhalten, die das Sagen hatten. 

Aber klar ist hoffentlich auch: Nur Kritisieren ist das eine. Verantwortung übernehmen und es besser machen ist das andere.

Unsere Tochter möchte dieses Jahr als Pippi Langstrumpf gehen. Pippi ist stark, unangepasst, großzügig, fantasievoll und unerschrocken. „Ich mach mir die Welt, widdewidde, wie sie mir gefällt“, singt sie. 

Und mit ihrem Haus, dem Äffchen und dem Pferd sind in ihrer Welt alle Probleme gelöst. „Ja, in ihrer Welt“, höre ich so manche sagen, „die ist bestenfalls kindlich, und schlimmstenfalls närrisch und unrealistisch!“ Ja, das stimmt. Und in gewisser Weise könnte man diesen Vorwurf auch dem Christentum machen: Denn wir glauben, dass es mehr gibt als den Ist-Zustand dieser Welt. 

Wir haben eine Hoffnung, die weiter reicht als das, was wir hier und jetzt erleben. Wir glauben an den Sieg des Lebens über Leid und Tod, den Sieg der Liebe über die Logik von Macht und Markt. 

Wir glauben, dass die Auferstehung Christi bestimmt, was wirklich ist. Und gerade deshalb wollen wir uns nicht zufrieden geben mit dem, was ist. Christen leben aus der Hoffnung: Gott macht uns einst die Welt, wie sie ihm gefällt. Und unterdessen sollten wir versuchen, nach Kräften mitzugestalten und dabei ein bisschen so zu sein wie Pippi: großzügig, fantasievoll und unerschrocken.

Pfarrerin Dr. Anke Mühling, Ev. Kirchengemeinde Bergisch Born


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