Trost und Hoffnung bei all diesem Leid

Trost und Hoffnung bei all diesem Leid

Trost und Hoffnung bei all diesem Leid

# Wir in der Welt

Trost und Hoffnung bei all diesem Leid

Die Deutschland-Uraufführung des Musicals „Jesus Christ Superstar“ von Andrew Lloyd Webber und Tim Rice 1972 in Münster führte zu einem Skandal unter Christen, die Vorstellung musste durch die Polizei geschützt werden.

Die Figur des Judas erregte in seiner positiven Interpretation zwar den größten Anstoß, aber auch die Ausarbeitung des Jesu führte zu Widerstand. Das Herzstück der Darstellung Jesu ist die Arie „Gethsemane“, in der Jesus kurz vor seiner Gefangennahme mit Gott hadert, während die Jünger schlafen.

 Am Sonntag „Reminiszere“ („Gedenke!“) ist als Predigttext genau diese Geschichte von Jesus im Garten Gethsemane vorgeschlagen, so wie sie im Matthäusevangelium steht (Mt 26, 36-46). Getreu der biblischen Vorlage sagt Jesus im Musical „Lass diesen Kelch an mir vorübergehen.“ Aber er geht noch viel weiter, zweifelt am Sinn seines Leidens und Sterbens. „Ich habe mich verändert, ich bin mir nicht so sicher wie damals, als wir begannen. Damals, da war ich inspiriert. Jetzt bin ich traurig und müde. Warum muss ich sterben?“ Ein sehr menschlicher Jesus, zu menschlich für viele. Wo ist die Göttlichkeit geblieben?

 Die christlichen Kirchen betonen, dass Jesus sowohl wahrer Mensch als auch wahrer Gott ist. Aber nicht etwa wie ein Mischwesen oder wie ein Gott in menschlicher Verkleidung. Beide Aspekte sind gleichermaßen vorhanden. 

Dazu gehört, dass Jesus in Gethsemane echtes menschliches Leid erlebte, fern von göttlicher Überlegenheit. Ob er tatsächlich so gezweifelt hat, wie es das Musical interpretiert, wissen wir nicht. Jesus war in Gethsemane aber definitiv am Tiefpunkt, von seinen Freunden verlassen, Folter und Tod vor Augen. 

Dieser menschliche Jesus ist uns so nah, wie es der göttliche nie sein könnte. Wenn wir verzweifeln angesichts der Katastrophen unserer Welt, allen voran der Krieg in Europa, können wir an Jesus in Gethsemane denken – und dabei Trost und Hoffnung finden.

Von Prädikantin Prof. Dr. Heike Endepols, Ev. Kirchengemeinde Hilgen-Neuenhaus

Der Text ist in der Reihe "Wir in dieser Welt" im rga (11.3.2022) erschienen. Vielen DANK für die Abdruckerlaubnis.

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